Johannes Wingenfeld

Laudatio „Lühmere Muhr“ 2025

Liebe Freunde des Lohmarer Karnevals,

ich kann die Person, die heute die hohe Auszeichnung der Lühmere Muhr bekommen wird, nicht sehr lange geheim halten. Wir ehren aus den Reihen des KAZI einen Hochkaräter, der in den letzten Jahren viele Impulse und ein hohes Talent im Rampenlicht des Lohmarer Karneval bewiesen hat: Es handelt sich um Johannes Wingenfeld.

Ich bin gebeten worden, ein paar Stationen meines Bruders zusammenzutragen, schließlich sei kaum einer so nah dran. Dem bin ich sehr gerne nachgekommen und habe ein paar Zeilen geschrieben und der Versammlung des Vereinskomitees im November Dich, lieber Johannes, als Vorschlag präsentiert.

Johannes wurde als drittes Kind der Familie Rudolf und Martina Wingenfeld 1975 in Köln geboren. Er vollendet in diesem Jahr sein 50. Lebensjahr. Nachdem die Familie sich nochmals vergrößert hatte, wurde Landflucht begangen. Wir zogen aus Köln-Porz in das ländliche Lohmar, wo sich die Familie mit den drei Brüdern und der Schwester Barbara komplettierte. Mit einer kurzen Unterbrechung von wenigen Jahren in Siegburg, wohnt Johannes heute immer noch in unserer Stadt, im Ortsteil Donrath.

Was die wenigsten wissen, Johannes hat seine karnevalistische Laufbahn als Tänzer bei den KAZI-Kinderfünkchen 1982 begonnen. Jedoch früh hat er gemerkt, dass der Gardetanz nicht das Richtige für ihn ist. Er trat ebenso Mitte der Achtziger Jahre dem Schulchor der Grundschule Lohmar bei, aus dem 1985 der Kinderchor Lohmar gegründet wurde. Chorleiter war von Beginn an Papa Rudolf Wingenfeld, der es verstand den Kindern auch Brauchtums- und Karnevalslieder beizubringen.

Auch zu Hause wurde viel gesungen. Zusammen mit seinen drei Brüdern Christoph, Martin und mir haben wir zu Hause ‚Dat Wasser vun Kölle‘ mehrstimmig einstudiert. Papa hat uns am Flügel begleitet und die Stimmen einstudiert. Im Rahmen von Kinderchor-Auftritten haben wir das Lied dann häufiger als Quartett-Stück aufgeführt, eines der ersten Male war auf der großen KAZI-Sitzung 1990. Viel Zuspruch und der Spaß an Bläck Fööss-Liedern hat uns dazu geführt, unser Repertoire zu erweitern und selbständig, also ohne den Rahmen eines Kinderchor-Auftrittes – damals noch als Mini-Fööss – auf die Bühne zu gehen.

Nach einer Erlaubnis der Bläck Fööss persönlich, die Lieder der musikalischen Vorbilder singen zu dürfen, musste nur ein neuer Name gefunden werden. Das Quanten-Quartett hat sich schließlich auf den Bühnen im Rhein-Sieg-Kreis und darüber hinaus etabliert. Zusammen mit dem Vater am Keyboard haben wir von 1990 bis zum Jahre 2007 über 150 Lieder der Bläck Fööss einstudiert und in der Spitze bis zu 140 Auftritte pro Jahr absolviert. Als der Vater in Pension ging, haben sich die Söhne überlegt, das Mammutprogramm im stressigen Karnevalsgeschäft ihm nicht weiter zuzumuten, denn Roadies oder ein Management gab es nicht, es war alles hausgemacht.

Johannes hat auf der Bühne seinen Weg gefunden. Er übernahm vom Ältesten die Ansagen bei den Quanten und hat sich zu einer Rampensau entwickelt. Auch die Auftritte mit der a cappella-Gruppe Die Kellner oder auch die seit einigen Jahren etablierte Sixties-Rock-Band Sam Chaenz and the Blue Denims haben dazu beigetragen seine Stimme und seinen Wortwitz zu schärfen. Reden kann er!

Auch in Vorstandssitzungen werden Themen seit dem Eintritt von Johannes in den Vorstand des KAZI detaillierter und umfangreicher besprochen. Nachdem Ingo Thomas die Sitzungspräsidentschaft übernommen hatte, war der Platz des Stellvertreters nicht wirklich vakant. Johannes ist seit Sommer 2005 verheiratet – zum einen mit seiner besseren Hälfte Anja, die ihm wahrhaft eine Menge Freiraum gibt, um all seine Leidenschaften auszuleben – aber zum anderen eben auch verheiratet mit dem KAZI. Als stellvertretender Sitzungspräsident hat er auch das Amt des Literaten übernommen.

Seit 2017 ist Johannes Sitzungspräsident der größten Karnevalsgesellschaft in Lohmar. Ein Traum ging in Erfüllung. Er leitet souverän und wortgewandt die Sitzungen. Eine Rakete zünden, das können viele. Johannes zieht sich aber insbesondere Respekt und Anerkennung zu, wie er schonmal mit einem unruhigen Publikum umgeht oder wie er nach einem Redner, der die Bühne gefrustet, voreilig und beleidigt verlässt – und daher dieser Laudatio unwürdig ist, ihn zu nennen – die Menge wieder zum Feiern und Zuhören bringt. Da wird kurzerhand mit Micky Neuber von den Domstürmern gemeinsam ein Lied zelebriert.

Seine Fähigkeiten als Sitzungspräsident hat der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchor schon früher als der KAZI zu Nutze gemacht. Sicherlich war es aber auch eine willkommene Erprobungsstufe, denn seit nunmehr 20 Jahren schon agiert Johannes als Sitzungspräsident der Kindersitzung ‚Pänz, Pänz, Pänz‘. Auf der Bühne, die er selbst früher mit aufgebaut hat, als Sänger im Chor unterhalten hat und auch als Helfer zur Durchführung der Kindersitzung mit angepackt hat, wächst er Jahr für Jahr über sich hinaus. In Sozialen Netzwerken wird schon Wochen vorher spekuliert, in welchem Kostüm Johannes daherkommt. In Verkleidungen, die allesamt sowohl dem jährlichen Motto entsprechen, als auch für den Straßen- oder Kneipenkarneval absolut untauglich wären, moderiert er die gesamte Sitzung, u.a. als Paradiesvogel, als Indianer-Tipi oder in einem Heißluftballon. Wer’s nicht gesehen hat, wird sich’s nicht vorstellen können.

Als Moderator der KAZI-Tribüne, seit einigen Jahren als etabliertes Senats-Eck, unterhält er die Zuschauer am Zugweg des Rosenmontagszuges. Seit einigen Jahren übernimmt Johannes auch die Koordination der Programme der evangelischen Altenheime, anfangs nur in Wahlscheid, seit Gründung auch für das in Lohmar. Somit organisiert er mit den Hausleitungen, dass die Kölschen Töne und Tänze der Lohmarer Gruppen auch in die Herzen der Ältesten gebracht werden. Die Moderation überlässt er gerne anderen – er kann auch Hintergrund.

Und leise und nachdenklich kann der Beamte auch. Seit nunmehr 14 Jahren ist Johannes verantwortlich für die Kölsche Mess. Die damals noch eingekauften Texte der Zwiegespräche, die traditionell vom KAZI-Sitzungspräsidenten und seinem Stellvertreter vorgetragen werden, schreibt er inzwischen selbst – und wird für den Inhalt sogar vom Pastor gelobt.

Der Familienvater sorgt auch selbst für Brauchtumspflege und den Erhalt des Karnevals. Beide Töchter Hannah und Luisa sangen im Kinderchor und tanzten und tanzen bei den KAZI-Kinderfünkchen. Luisa ist dort weiterhin aktiv, Hannah tanzt mit Begeisterung bei den noch jungen Rut-Wiess Maries.

Er ist in der Reihe der bisherigen Geehrten sicherlich einer der Jüngsten, der Verdienst für den Lohmarer Karneval ist aber sicherlich unbestritten – auch wenn sein Lebenswerk für den Lohmarer Karneval – hoffentlich – noch lange nicht beendet sein wird! Mit der Ehrung zur Lühmerer Muhr tritt Johannes Wingenfeld in die Fußstapfen seines Vaters Rudolf, den ich nun bitten möchte die Lühmerer Muhr zu überreichen.

Liebe Freunde des Lohmarer Karnevals, bitte erheben Sie sich von Ihren Plätzen. Ich bin mir sicher, dass Sie mit Ihrem Beifall der Ernennung des Ehrenträgers der Goldenen Lühmere Muhr 2025 volle Anerkennung zollen: Johannes Wingenfeld!

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